Alte Audio-Kassetten mit Audacity digitalisieren (Audacity, Audiokassetten, Digitalisierung, Kassetten) | @Bastianoso (2024)

Im Keller fristen meine alten Kassetten, seit Jahren ungehört, ein eher tristes Dasein und irgendwie ist es doch schade drum, die alten Schätze nicht mehr hören zu können.
Alte Hörspiele, Aufnahmen aus dem Radio und alte Mixtapes von Freunden — aber in der heutigen Zeit mit Musikstreaming aus der Cloud hat man ja auch keine Lust mehr, mit dem leiernden Walkman durch die Gegend zu laufen. Was liegt da näher, als aus den alten Kassetten einfach moderne Hörbücher zu machen?

Das brauchst Du zum digitalisieren von Kassetten

Eigentlich braucht man gar nicht so viel, um Kassetten auf den Computer zu überspielen. Wenn man keine hohen Ansprüche an die Qualität hat, kann man auch einfache Geräte im portablen Format verwenden, die direkt MP3-Dateien ausspucken.

Wer es etwas hochwertiger mag, kann mit einem Adapter das gute alte Kassettendeck an den Computer anschließen und im verlustfreien Format aufzeichnen.
Folgendes Setup habe ich bei mir im Einsatz:

  • NAD 613 Kassettendeck
    mit MPX-Filter, Dolby NR B/C und Play Trim für alte Bänder
  • USB-Audiointerface
    (ich nutze den Behringer UCA222)
  • Cinch-Kabel
    zum Anschluss des Kassettendecks an den Adapter
  • die kostenlose Aufnahme-Software Audacity
  • eine Kiste voll alter Kassetten 😉

Und so funktioniert das Digitalisieren

Leider kann man Audio-Kassetten nur in Echtzeit digitalisieren, will heißen: man muss sich die alten Schätze mindestens einmal bei der Aufnahme anhören.
Es dauert also eine ganze Weile, bis man seine Kiste mit alten Kassetten in Hörbücher konvertiert hat

  1. USB-Audio-Interface an den Computer anschließen
    Der Behringer-Adapter funktioniert als externe Soundkarte ohne Treiber, das ist sehr praktisch und so ist alles schnell angeschlossen.
    Wer mag, kann an ihn auch einen Kopfhörer zum Monitoring der Aufnahme anschließen — Audacity kann den Aufnahmeton aber auch über den Computerlautsprecher ausgeben.
  2. Adapter an das Kassettendeck anschließen
    Einfach die Cinch-Kabel richtig herum anschließen und schon ist die Hardware einsatzbereit!
  3. Audacity herunterladen und starten
    Welche Einstellungen man bei Audacity am Besten benutzt, beschreibe ich weiter unten
  4. Kassette einlegen, Aufnahme starten!
    Nun kann es auch schon losgehen: einfach die Wiedergabe der Kassette starten und in Audacity die Aufnahme

Tipps für optimale Audacity-Einstellungen zur Kassetten-Aufnahme

Bereits mit den Standardeinstellungen kann man mit Audacity prima Kassetten digitalisieren — mit ein paar Anpassungen hat man hintenraus aber mehr Freude davon, daher folgend ein paar Tipps zu den besten Audacity-Einstellungen zum digitalisieren von Audio-Kassetten:

FFmpeg installieren

Möchte man die erstellten Aufnahmen gleich im richtigen Zielformat exportieren, bietet es sich an sich FFmpeg als zusätzliche Bibliothek in Audacity zu installieren:

  1. FFmpeg for Audacity“ herunterladen
  2. Installieren
  3. in „Einstellungen“ → „Bibliotheken“ auswählen
  4. Fertig!

Einstellungen vor der Aufnahme

  • Unter „Einstellungen“ bei den „Audio-Einstellungen“ im Abschnitt „Aufnahme“ als Gerät das USB-Audio-Interface auswählen
  • Unter „Einstellungen“ bei den „Audio-Einstellungen“ im Abschnitt „Qualität“ die „Projekt-Abtastrate“ und „Standard-Abtastrate“ auf 44100 Hz einstellen und das „Standard-Abtastformat“ auf 32-Bit-Fließkomma einstellen
  • Im Menü „Transport“ → „Transport-Optionen“ die „Akustische Eingangs-Überwachung aktivieren“ einstellen, damit man während der Aufnahme mithören kann, was da gerade überhaupt aufgenommen wird

Abspeichern der Rohdaten

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Nach der Aufnahme sollte man sich die Rohdaten einmal im .wav-Format wegsichern, damit man sie für spätere Bearbeitungen oder als Backup zur Hand hat.

In Audacity „Audio exportieren“ wählen und folgende Einstellungen setzen:

  • Format: WAV
  • Kanäle: Stereo
  • Abtastete: 44100 Hz
  • Encodierung: 32-bit float

Doch Vorsicht: die Dateien werden recht groß! Eine Folge Benjamin Blümchen fördert bei mir knapp 1GB an Daten zu Tage!

Nachbearbeitung

1. Restrauschen entfernen

Je nach dem, wie verrauscht die Aufnahme ist, bietet Audacity die Möglichkeit an, das Rauschen nachträglich auszurechnen. Dazu zunächst einfaches Rauschen in der Aufnahme auswählen. Also am Besten einen Teil am Anfang, bevor die richtige Aufnahme begann.

Dann im Menü „Effekt“ → „Geräuschentfernung und Reparatur“ → „Rausch-Verminderung“ auswählen und den Button „Rauschprofil ermitteln“ drücken.
Danach den gesamten Track auswählen und ein wenig mit den Einstellungen spielen (man kann sich eine Vorschau anhören). Bei mir waren folgende Werte brauchbar, ohne, dass zu viel von der Aufnahme verloren ging:

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Die Einstellungen dann einmal auf den gesamten Track anwenden und das Rauschen sollte deutlich reduziert sein (das Anwenden kann eine Weile dauern).

2. Audio Normalisieren und DC offset entfernen

Sollten linker und rechter Kanal nicht genau mittig sitzen, kann man dies über die Normalisierungs-Funktion anpassen. Dazu im Menü „Effekt“ → „Lautstärke und Kompression“ den Punkt „Normalisieren“ auswählen und folgende Einstellungen auf den aufgenommenen Track anwenden:

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3. Aufnahme schneiden

Nun kann man die Stille vorneweg, beim Wechseln von der A- auf die B-Seite und den Rest am Ende abschneiden und wenn man mag auch Labels für die Tracks setzen — das brauche ich bei Hörspielen erst einmal nicht, daher lasse ich das weg.

4. Fertig bearbeitete Aufnahme exportieren

Nun kann man alles im gewünschten Format exportieren.
Zur Auswahl stehen:

  • AIFF
  • WAV
  • MP3
  • Ogg-Vorbis
  • Opus
  • FLAC
  • WavPack
  • M4A (AAC via FFmpeg)
  • AC3 (via FFmpeg)
  • AMR (via FFmpeg)
  • WMA (via FFmpeg)
  • MP2

Zur einfacheren Weiterverabeitung in meinem Hörbuch-Programm entscheide ich mich für M4A und bin damit fertig — alles gesichert, bearbeitet und exportiert — bereit für den Import auf mein Handy und dann kann ich die alte Kassette auch unterwegs wieder hören.

Audacity bietet hierbei auch noch viele Optionen: hat man beispielsweise Track-Namen gesetzt, ließe sich auch jeder Titel als einzelne Datei exportieren.

Jetzt muss man sich auf diese Weise nur noch Kassette für Kassette durch die Kiste vorarbeiten und irgendwann ist man dann fertig.

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